Sonntag, 12. Dezember 2010

Repent – Jesus is coming soon

In Ghana gibt es einen Industriesektor, der seine Wurzeln in der Kolonialzeit hat, aber noch heute eine Zustimmung widerfährt, die seines gleichen sucht. Aufgedrängt von der westlichen Welt beutet er die Menschen in Ghana aus, scheut selbst vor den Ärmsten nicht zurück, baut weitere Einrichtungen, die den Menschen stupide Gedanken in den Kopf pflanzen und vertuscht alles unter dem Deckmantel des Glaubens. In diesem Text geht es um die Institution Kirche.

Church of Pentecoast, Zeugen Jehovas, Gospelchurch, Lighthouse Chapel, Methodist Church (...) sind nur eine kleine Auswahl von Kirchen, auf die man in Ghana trifft. Nicht nur in den größeren Städten, sondern wirklich überall. Selbst die kleinsten Dörfer haben mehr als eine Kirche. Auf der Heckscheibe eines jeden Taxis und Trotros sind kirchliche Sprüche angebracht wie „Prayers only“, „Jesus is my friend“ und „God is with me“. Auch in der Alltagssprache ist die Kirche integriert. So beantwortet man die Frage nach seinem Gemütszustand oft mit „By Gods Grace I am fine“. Die Menschen gehen regelmäßig zur Kirche und auch nicht nur einmal pro Woche. Die SchülerInnen beten vor der Schule und nach der Schule. Der Trotro- und Taxi-Fahrer betet bei Abreise und Ankunft. Meine Mitbewohnerinnen singen Tag und Nacht Kirchenlieder. Das Radio strahlt Predigen aus. Die Kirche in Ghana ist omnipräsent.

Ich habe nichts gegen den Glauben der Menschen, sondern vielmehr gegen die Institution Kirche, die ihre Stellung in der Gesellschaft ausnutzt, indem sie den Menschen Geld aus der Tasche zieht und Blödsinn erzählt. Wusstet ihr, dass man unverheiratete Frauen ab 30 Jahren meiden soll? Man solle den Kontakt zu ihnen abbrechen. Das ist kein schlechter Witz, sondern der Inhalt einer neulich gehörten Predigt im Radio.
Andere Kirchen, in diesem Fall die Zeugen Jehovas, predigen, dass das Leben auf der Erde nur eine Phase sei, die man durchzustehen habe. Damit zerstört man die Motivation seine derzeitige Lage zu verbessern. Der Fortschritt wird im Keim erstickt.

Wie gesagt verzapfen die Kirchen nicht nur verbales Diarrhö, sondern ziehen den Menschen horente Summen Geld aus den Taschen. Als Beispiel führe ich die Beerdigung in einer Mthodist-Church an: Mehrmals während des Gottesdienstes und der Trauerfeier ging der Pfarrer / Priester weg von der Predigt hin zum Geldeintreiben. „Wer hat 20 Cedi? Wer wirft 20 Cedi in den Topf?“ Viele Menschen werfen tatsächlich 20 Cedi hinein. 20 Cedi sind zwar nur 10 Euro, entsprechen aber oft einem Viertel Monatslohn. Wer bei 20 Cedi noch nichts in den Topf wirft, ist spätestens bei 10 Cedi oder 5 Cedi an der Reihe. Bei mehrmaliger Widerholung kommen schon große Summen beisammen.
... und dann können Eltern ihren Kindern die Schulgebühren, Stifte und Hefte nicht bezahlen. Vielen Dank!

Die Kirche wird nicht kritisch hinterfragt. Im Gegenteil: Wer sich kritisch gegenüber der Kirche äußert, wird mit Unverständnis angeblickt und im schlimmsten Fall gemieden. Es ist nicht gerade einfach in eine Diskussion zu kommen, in der nicht gleich mit Gott argumentiert wird.

Andererseits kann man es den Menschen nicht Übel nehmen nach dem scheinbar rettenden Arm der Kirche zu greifen. Zumindest bei dem schlechten Zustand der Autos und den waghalsigen Überholmanövern brauchen die Fahrer etwas, auf das sie sich verlassen können und dem sie vertrauen. In den Kirchen wird getanzt und gefeiert. Die Menschen können ihren oftmals harten Arbeitsalltag und ihre Sorgen abwerfen und gehen auf in ihrem Glauben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirchen in Ghana die Menschen fest im Griff haben und durch die Einbeziehung von Traditionellem für immer höhere Zustimmung sorgen.