Montag, 2. Mai 2011

Gründe fürs Nichtstun & Selbstfindungsprozess

Durch meinen Vertrag mit dem DED bin ich verpflichtet meine Erfahrungen in Deutschland einfließen zu lassen. Dem werde ich durch Emails, Zeitungsartikel und über den Blog gerecht.

Doch seit 2 Monaten habe ich keinen Blog-Artikel mehr geschrieben. Und wisst ihr was? Das ist völlig egal.

Es gibt Freiwillige, die in ihrem Projekt sehr viel arbeiten und manche, die sich auf 30 – 45 Minuten am Tag beschränken. Manche stehen in keinerlei Austausch mit Deutschland und den Menschen in Ghana, andere wollen ihrem Freiwilligenjob voll gerecht werden, recherchieren, gehen auf Leute zu, schreiben Artikel, während andere den ganzen Tag in ihrem Zimmer versauern.

Warum gibt es so krasse Unterschiede zwischen den Arbeitseinstellungen der Freiwilligen? Wieso entscheiden sich manche mehr und andere weniger zu leisten?

Bis zum Abitur war mein Leben stets an Konsequenzen gebunden: Bist du gut in der Schule, machst du ein gutes Abi, kannst studieren was du willst. Wenn du im Job zu faul bist, musst du dir einen neuen suchen. Wenn du nett zu Leuten bist, sind sie auch nett zu dir. Wenn du dich asozial verhältst, bekommst du dafür die Quittung. Doch hier in Ghana ist das anders.

Das Jahr in Ghana ist wie eine Auszeit. Ich komme hier her und nach einem Jahr bin ich wieder verschwunden. Meine Arbeit, mein Verhalten, mein Umfeld hat keinerlei Auswirkungen auf mein späteres Leben in Deutschland. Ich kann machen, was ich will, denn nach einem Jahr bin ich sowieso verschwunden.

Wieso entscheiden sich Freiwillige viel zu machen und manche dazu zu faulenzen?

In Deutschland wurde mein Verhalten, meine Einstellungen, vor allem durch mein Umfeld geprägt, durch Familie, Freunde, Schule. Doch diese Institutionen habe ich in Deutschland gelassen. Wer sagt mir, was ich zu tun habe?

weltwärts wird oft als Selbstfindungsprozess bezeichnet. Und genau hier befinde ich mich durch diesen Blogeintrag. Durch den Wegfall von Richtungsgebern bin ich in meiner Handlungsfindung auf mich selbst angewiesen. Die Art und Weise wie ich mich verhalte und einbringe, schreibt mir niemand vor. Das ist meine eigene Entscheidung. Meine eigenen Werte. Das bin ich.