Montag, 20. September 2010

Vorfreude auf den Schulbeginn

Gibt es fließendes Wasser? Verfügt die Wohnung über ein Waschbecken? Ist das Klo im Haus? Fragen dieser Art stellt man in Deutschland bei keiner Wohnungssuche. Erst nachdem man sanitäre Einrichtungen zu schätzen gewusst hat, kommt man auf den Gedanken danach zu fragen. Doch nach vier Wochen habe ich mich an die Umstände so weit gewöhnt, dass die Frage nach heißem Wasser ein reines Luxusproblem darstellt.

Unsere Unterkunft ist geblieben und nachdem wir unsere Koffer ausgeräumt und wir mal durchgefegt haben, fühle ich mich wohl in Ajumako.
Das Projekt bleibt nun anscheinend wie in der Beschreibung bestehen: Ich werde hauptsächlich in Schulen assistieren und nachmittags einen Kidsclub leiten dürfen. Aber ich darf auch mit der NGO in die Communities fahren und dort bei Workshops helfen. Ich bin gespannt, wie die Realität aussehen wird. Manche sagen, dass die Schule am 27. September weitergeht, andere reden von einer Woche früher. Wann ich dann genau anfangen kann, weiss ich auch noch nicht genau. Wie auch immer: Ich habe das Ferienende noch nie so sehr herbeigesehnt!

Was ich gerade so mache? Die meiste Zeit ist es warten und laufen. Das Office ist 25 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt und die Strecke laufen wir am Tag vier Mal. Hier läuft alles etwas langsamer, als wir es von Deutschland gewöhnt sind. „Just in Time“ ist hier nicht so angesagt und man sollte auch nicht sauer werden, wenn man den gesamten Vormittag und den halben Nachmittag auf jemanden wartet.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die GhanaerInnen in Ajumako körperlich gesünder sind als die Deutschen. Warum das so ist? Die Antwort liegt im Alltag: Die Wäsche wird mit der Hand gewaschen, man transportiert schwere Gegenstände auf den Köpfen (der Dank ist ein gesunder, gerader Rücken), man läuft sehr viel, ist die meiste Zeit unter Menschen und der Besen hat kein Stil (man muss sich bücken). Nun kann man natürlich sagen, dass es daran liegt, dass sie keine Waschmaschinen haben und weniger Auto fahren oder einfach „noch nicht so weit entwickelt sind“, oder man macht sich einfach mal Gedanken, ob das Bequemlichkeitsbestreben in Deutschland wirklich so gesund ist. Mir macht es mittlerweile wirklich Spaß sonntags kollegial mit anderen Wäsche zu waschen und das mit dem Transportieren von Gegenständen auf dem Kopf will ich auch noch lernen.

In unserer Wohngemeinschaft habe ich die Rolle des Fitnesstrainers eingenommen. Regelmäßiges Krafttraining und Joggen stehen auf dem Programm und alle machen motiviert mit. Denn bei dem guten, nahrhaften Essen hier müssen wir uns ja irgendwie fit halten. Und da das Meer nicht weit entfernt ist, gilt es die Strandfigur das ganze Jahr hindurch zu halten.

Obroni moroko, ekyir yi yebehyia (ich, der Weiße, gehe nun und komm bald wieder)

Sonntag, 5. September 2010

Vorbereitungsphase in Cape Coast

Seit den Tagen in Accra sind wieder 10 Tage vergangen. Wir waren fünf Tage in Ajumako, meiner Heimat für das nächste Jahr. Ansonsten hat sich alles verändert: Partnerorganisation, Projekt, Unterkunft. Und da wir bis jetzt noch immer nicht genau wissen, wo wir nun unsere Koffer auspacken können und was wir genau machen dürfen, will ich darüber auch noch nicht spekulieren. Hope for Future Generations beschäftigt mit nachhaltiger Gesundheitsentwicklung und Gender Equality und als einer der größten NGOs (Nichtregierungsorganisation) in Ghana werden noch aller Hand anderer Projekte durchgeführt.

Momentan bin ich zu einer weiteren Vorbereitung in CapeCoast. Entfernungen drückt man hier nicht in Kilometern, sondern stets in Zeit aus. CapeCoast ist eine Stunde von Ajumako entfernt.
Gemeinsam mit 15 weltwärts-Freiwilligen haben wir eine gemütliche Vorbereitung in Cape Coast mit Dos and Donts, Gesundheit, Fanti-Workshops und vor allem mit dem Besuch des Festivals (eines der größten in Ghana).

Dort waren wir Freitag und Samstag auch. Die Bevölkerung CapeCoast hat sich gefühlt verfünffacht, weil alle Menschen aus dem Umkreis bzw. aus dem ganzen Land hierhern kommen, um die Chiefs und Könige zu sehen. Neben dem Regierungssystem, wie wir es im Westen gewohnt sind, existiert auch ein traditionelles. Hier hat also nicht jedes „Bundesland“ einen Ministerpräsidenten, sondern einen Chief. Das ist mein Erklärungsversuch, wenn man das überhaupt vergleichen darf.

Auf jeden Fall ist hier in CapeCoast richtig Remmidemmi. Alles Straßen sind überlaufen, überall gibt es Musik und Trommeln, es wird getanzt und gefeiert und das alles von morgens bis tief in die Nacht. Das Festival ging die ganze Woche über und hat gestern mit dem Festzug geendet. Die Chiefs –sitzend in einem Art Bett - wurden von jeweils vier Männern auf deren Köpfen herumgetragen. Die Menschen sind wirklich stolz auf ihre Chiefs und haben diese auch den ganzen Tag bejubelt. Der Umzug hat im Stadion geendet, wo auch der Präsident Atta Mills zu sehen war.

Nach knapp zwei Wochen bin ich nun schon etwas geduldiger und gelassener geworden. Mal eine Stunde bei leerem Magen auf das Essen zu warten oder zwei Stunden auf ein Taxi sind keine Anlässe unruhig zu werden.

Mit der Hoffnung das nächste Mal von meinem Projekt erzählen zu können,
euer Torben