Samstag, 1. Januar 2011

Weihnachtszeit oder Monat der Schwäche

Ich musste in diesem Winter noch kein einziges Mal Schnee schippen, denn anders als in Deutschland habe ich 35° C und Sonnenschein und statt Schnee an Heiligabend gab es weiße Sandstrände.
Weihnachten am Strand, Silvester in der Hauptstadt in Accra. Das sind zwei Programmpunkte, die man sich doch gefallen lassen kann. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen habe ich mich an Heiligabend vom ghanaischen Leben abgekapselt und Heiligabend nicht in der Kirche, sondern unter Palmen gefeiert. Am Samstag, den 25. Dezember, wurde meine Erwartung an den Rückzug ins Familäre und demnach menschenleer(eren) Straßen zerstört, als ich in Cape Coast auf dasselbe Markttreiben gestoßen bin, wie an jedem Samstag. Da wird mir erzählt, dass die GhanaerInnen alle Feiertage fast ausschließlich in der Kirche verbringen und dann wird man so geschockt. Von dem Zwischenziel CapeCoast ging es weiter nach Mankessim, wo eine Gastmutter uns alle zum Weihnachtsessen eingeladen hatte. Es gab die komplette Auswahl ghanaischer Gerichte im Überfluss. Doch Überfluss bedeutet hier nicht Wegwerfgesellschaft. Nachdem wir alle satt waren, wurden noch um die 30 Kinder aus der Nachbarschaft mitverköstigt. Wer viel hat, gibt was ab. So verkehrt ist dieses Prinzip nicht.
Silvester in Accra, der Hauptstadt Ghanas, wo man Käse und Salami kaufen, in Fastfoodläden essen und sich wie in einer europäischen Hauptstadt fühlen kann. Das klingt nicht nur toll, das war es auch. Wieder gemeinsam mit anderen Freiwilligen und Freunden waren wir in einer Skybar mit dem Überblick über Accra und haben um kurz nach 12 mit Cocktails auf das neue Jahr angestoßen. Wieder einmal ghanaisch untypisch, denn wir haben einer Bar den Vorzug der Kirche gegeben. Auch Silvester feiern die meisten GhanaerInnen in der Kirche, genauso wie Neujahr.

Warum nun Monat der Schwäche, wenn sich alles stark anhört? Ganz einfach: Weihnachten und Silvester habe ich nicht nur mit anderen Freiwilligen, sondern auch mit Malaria und einer leichten Lebensmittelvergiftung gefeiert.
Eine Woche vor Weihnachten hatte ich mich schlapp gefühlt und bin deshalb ins Labor zum Bluttest. Das Resultat war „mps (+)“, mps steht für malaria-parasites und das (+) für die Stärke der Malaria. Die schwächste Form ist (+), die stärkste (+++). Ich habe Medikamente für drei Tage bekommen und Schmerzmittel. Da ich noch recht fit war, habe ich darauf verzichtet mich ins Bett zu legen. Die Quittung kam recht schnell und ich war zwangsläufig ans Bett gefesselt. Nach drei Tagen war der Spuk aber wieder vorbei. Fazit: Malaria (Oh mein Schreck!) wird in Deutschland völlig überbewertet. Die Ärzte hier in Ghana kennen sich durch die ständige Konfrontation bestens damit aus und die Spritzen, die benutzt werden, entsprechen europäischen Standards. In Ghana eine leichte Malaria zu haben, ist demnach dasselbe wie eine Erkältung in Deutschland: Solange man sie nicht auf die leichte Schulter nimmt, ungefährlich.

Vier Tage vor Silvester habe ich mich einen Abend wieder unwohl gefühlt. Schubweise ging es mir gut und dann wieder schlecht. Als ich in Accra angekommen bin, habe ich mich so unwohl gefühlt, dass ich ein Krankenhaus aufgesucht habe. Sponsor des Privatkrankenhauses war ein Getränkehersteller und im Ärztezimmer - während der Untersuchung durch den Doktor - hat eine Assistentin in Facebook gesurft. Diesmal war es keine Malaria und der Doktor hat auf eine leichte Lebensmittelvergiftung spekuliert. Ausgestattet mit Elektrolyten und Schmerzmitteln habe ich die Silvesterfeier immerhin bis 1 Uhr durchgestanden, ehe ich erschöpft ins Bett gefallen bin.

Dann noch eine kleine Sache, von der ich berichten will: Wenn in Ghana Feiertage auf das Wochenende fallen, werden die automatisch auf die Werktage verschoben. Beispiel: Der 25. und 26. Dezember waren Samstag und Sonntag, deshalb waren Montag und Dienstag gesetzliche Feiertage. Wir sollten anfangen von Ghana zu lernen!

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